Mein Name ist Timkehet. Ich wurde 1963 in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, in eine Musikerfamilie geboren. Mein Vater war Pianist und hat großen Wert auf die höhere Bildung seiner fünf Töchter gelegt. Mit vier Jahren lernte ich schon das Klavierspielen. Ich besuchte bis zur achten Klasse die Deutsche Schule in Addis Abeba, da ich mit der deutschen Sprache schon seit der Kita vertraut war. Ab dem neunten Schuljahr kam die theoretische und praktische Musikausbildung an der Yared Musikschule, wo ich neben dem Klavierspiel auch Kirchenmusik, traditionelle Musik, Tanz, Lyrik und das Spielen der Krar, einer 6-saitigen Leier, lernen konnte. Eigentlich hatte ich nicht daran gedacht Äthiopien zu verlassen, doch 1987 kam ich mit 24 Jahren nach Leipzig und absolvierte zunächst ein einjähriges Sprachstudium am Herder-Institut der Karl-Marx-Universität. 1994 schloss ich mein musikwissenschaftliches Studium an der Humboldt-Universität mit einer Diplomarbeit über die Musik im Zentralen Hochland Äthiopiens ab. Anschließend promovierte ich im Jahre 1999 mit einer Dissertationsarbeit über das Thema „Hochzeitmusik des Amara-Volks im zentralen Hochland Äthiopiens“. 2009 erschien meine Habilitationsschrift Aerophone im Instrumentarium der Völker Ostafrikas, welche ich an der Martin-Luther-Universität von Halle-Wittenberg als Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft verfasste. In ihr beschäftigte ich mich mit Blasinstrumenten (Aerophone) im Ostafrikanischen Kulturbereich, wo ich zahlreiche Völkerschaften vor Ort besuchen und relevante Materialien sammeln konnte. Die Aerophone wurden nicht nur von ihren typologischen und technischen Aspekten beleuchtet, sondern auch von ihrer Bedeutung, Funktion und Rolle im soziokulturellen, soziopolitischen, historischen, religiösen und rituellen Gesichtspunkt her berücksichtigt. Ich habe an vielen nationalen und internationalen Konferenzen teilgenommen und an diversen Musikinstitutionen und Universitäten in Europa und Ostafrika Vorlesungen und Seminare abgehalten. Ich bin aktives Mitglied mehrerer internationaler Organisationen wie International Council for Traditional Music (ITCM), International Association of Sound and Audiovisual Archives (IASA), Society for Ethnomusicology (SEM) und Deutsch-Äthiopischer Studenten- und Akademikerverein e.V. (DÄSAV e.V.). Während des Studiums habe ich nebenbei an verschiedenen deutschen Instituten gearbeitet. Nach dem Mauerfall, den ich als ein Großereignis meines Lebens miterleben durfte, habe ich bei der Treuhand-Anstalt gearbeitet. Seit 2008 arbeite ich im Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), im administrativen Bereich. Ich arbeite eng mit Behörden und NGOs in Äthiopien zusammen und fliege in der Regel 1-2 Mal im Jahr nach Äthiopien, um den Aufbau vor Ort mitzugestalten. Ich bin politisch nicht nach Parteien oder Personen orientiert. Dank meiner intensiven Bildung, inklusive Deutsch im Kindergarten, hatte ich kaum Integrations-Schwierigkeiten. Typisch deutsch ist für mich: Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Arbeitsmoral, Bier, Bockwurst, Brot.