„Dass ich nach Ablauf meines Au-pair-Vertrages in Deutschland bleiben durfte, habe ich ebenfalls meiner Gastmutter zu verdanken.“
Geboren wurde ich in Bogotá, der Hauptstadt von Kolumbien. Dort machte ich auch mein Abitur und fing mit 16 Jahren an Wirtschaft zu studieren. Das Abitur macht man in Kolumbien nach der 11. Klasse. Da mir mein Studium keinen Spaß machte und ich unbedingt Deutsch lernen wollte, entschloss ich mich für ein Jahr als Au-pair nach Deutschland zu gehen.
Mein Onkel, der schon in Deutschland lebte, fand für mich eine Au-pair-Stelle bei einer alleinerziehenden Mutter in Berlin-Charlottenburg. Einen Monat später, mit 17 Jahren im Jahr 2002, kam ich nach Berlin. Meine Gastmutter hat mich sehr gut aufgenommen. Ich brauchte mich nicht um den Haushalt zu kümmern, sondern nur um die kleine Tochter. Sie lernte mit mir auch Deutsch, verbesserte mich, wenn ich Fehler machte und achtete darauf, dass ich auch deutsche Bücher las. Ich fühlte mich bei ihr sicher und auch geborgen. Die größten Probleme waren die Behörden. Von der Ausländerbehörde wurde ich, da mein Deutsch noch nicht so gut war, klein gemacht und sogar diskriminiert und ohne etwas erreicht zu haben, wieder weggeschickt. Dass ich nach Ablauf meines Au-pair-Vertrages in Deutschland bleiben durfte, habe ich ebenfalls meiner Gastmutter zu verdanken. Sie hat sich für mich bei der Ausländerbehörde eingesetzt. Da sie einen guten Job hat, übernahm sie für mich eine Bürgschaft. Studiert habe ich dann Ethnologie, Latein und Amerikanistik. Zu dieser Zeit kam in Kolumbien ein Diktator an die Macht und viele Regimekritiker kamen nach Berlin, um Asyl zu beantragen. So kam ich in die Flüchtlingshilfe. Eine schwierige Zeit, denn Regimegegner und Helfer wurden von Angehörigen der Kolumbianischen Botschaft beobachtet und auch bedroht. Ursprünglich hatte ich nicht geplant in Deutschland zu bleiben, aber durch die politischen Probleme in meiner Heimat ergab es sich so. Berlin ist meine Heimat. Ich bin mit einem Polen, der in Deutschland aufgewachsen ist, verheiratet. Ich fühle mich hier sicher, es gibt wesentlich weniger Kriminalität als beispielsweise in Bogota.
Als ich in Berlin ankam lag Schnee. Ich hatte so etwas noch nie gesehen und war ganz fasziniert. Alles wirkte auf mich so still und friedlich.
Bogota ist ein reges buntes Treiben durch die vielen Straßenhändler auf den Straßen.