„Als ich Deutsch zu verstehen begann, faszinierte mich dieselbe Ordnung und Logik in der Art, wie die Menschen hier zu reden pflegen. Eine Welt, in der man vernünftig denkt, die Dinge erklärt und frei und friedlich ist!“
Geboren wurde ich in Rey, dem antiken religiösen Zentrum im Süden von Teheran, wo Geschichte und Glaube mein Leben prägten. Bei der Revolution von 1979 war ich 19 und hatte gerade Abitur gemacht. In den ersten Wochen kündigten sich düstere Zeiten an, da die religiösen Fanatiker viele Menschen töteten und Freiheiten wieder zerstörten. Ich war schockiert! Bald musste ich am Irak-Iran Krieg teilnehmen. Danach wurde ich Grundschullehrer in Rey und musste die Gehirnwäsche der Kinder fördern. Schließlich habe ich den Iran verlassen und gelangte im Juli 1984 über die Türkei nach West-Berlin. In den ersten Tagen in Berlin war ich von der Ordnung und Organisation des Lebens hier schwer beeindruckt. Wie die Autos in Spuren fuhren, ohne, wie im Iran, grundlos zu hupen. Wie alles in Reih und Glied stand. Wie die Menschen in aller Ruhe ihren Geschäften nachgingen und wie gut die Tiere hier lebten. Die ganze Umwelt schien in einer Symbiose von Materie und Geist gestaltet zu sein. Als ich Deutsch zu verstehen begann, faszinierte mich dieselbe Ordnung und Logik in der Art, wie die Menschen hier zu reden pflegen. Eine Welt, in der man vernünftig denkt, die Dinge erklärt und frei und friedlich ist! Nach Abschluss meines Asylverfahrens zog ich nach Hannover und studierte Kunst und Design.
Das Studium eröffnete mir eine schöne Welt, doch merkte ich mit der Zeit, dass mir der Kompass zur Orientierung darin fehlte. Das Aufwachsen in der archaischen Umwelt von Rey wirkte auf diese Weise nach. Also zog ich 2002 nach Berlin und fing gleich an, die Kulturgeschichte des Orients und Philosophie zu studieren. Meine Abschlussarbeit über das Thema "Kant und Freiheit" brachte mich auf ein abgründiges Problem in der islamischen Denkgeschichte: die auf der Strecke gebliebene Vernunfterkenntnis und die Wahrnehmung der Unendlichkeit in der Natur, die zur Entdeckung der Wissenschaften, Künste und geistiger Befreiung der Menschen führt, so dass sich Geschichte, Geist, Gott und Glauben besser begreifen lassen. Diesem Mangel versuche ich im Textildesign ästhetisch und in der Malerei kritisch zu begegnen. Ich entwerfe Seidenschals im orientalischen Stil und male Kinder, um meine eigenen Erinnerungen mit ihnen zu teilen. Damit will ich auch auf die kritische Situation der Kinder hinweisen, die statt sich auf die Verwirklichung ihrer Träume vorzubereiten, auf Opiumfeldern, in Ziegelfabriken oder als Lastenträger arbeiten müssen.