Mein Name ist Noor und ich bin als 15 Jähriger 2015 alleine nach Deutschland gekommen. Es waren private Gründe und der Krieg, die mich veranlassten meine Familie in Afghanistan zurückzulassen und mich auf den weiten Weg nach Deutschland zu machen. Meine Eltern hatten Angst um mich und wollten mich nicht gehen lassen. Der Weg führte mich teils alleine, manchmal in Gruppen, mit und ohne Schlepper, zuerst nach Pakistan und von dort in den Iran.
Hier hatte ich oft Angst, wir hatten gar kein oder viel zu wenig Wasser und mussten uns ständig vor dem iranischen Militär verstecken, das uns immer wieder angriff. Wir schafften es in die Türkei und von hier aus mit dem Boot nach Griechenland. Auch hier war die Angst groß, dass das Boot untergehen könnte. Dann ging es zu Fuß weiter auf der Balkanroute. Irgendwann kam ich mit dem Zug in München an. Ich hatte noch nie zuvor solche Angst, wie auf meiner Flucht. Die Schlepper wurden von meinem Onkel bezahlt. Wenn ich jedoch vorher gewusst hätte, was mich auf meiner Flucht alles erwartet, hätte ich mich nicht auf den Weg gemacht. Von München kam ich nach Berlin in ein Hostel für unbegleitete Minderjährige. Hier fing ich sofort an Deutsch zu lernen. Ich lese sehr viel über deutsche Geschichte, aber auch deutsche Romane. Ich interessiere mich sehr für Fußball und Technik und bin vierter in der Billard Gruppenmeisterschaft geworden.
Mein Asylverfahren lief reibungslos und dauerte nur 20 Tage. Nach einem sechsmonatigen Deutschkurs, kam ich in eine Willkommensklasse. Mittlerweile habe ich die Abschlussprüfung nach der 9. Regelklasse bestanden. Ich möchte eine Ausbildung zum Krankenpfleger machen und bin auf Wohnungssuche. Manchmal habe ich Angst um meine Eltern, meine Schwester, die noch zur Schule geht und meinen Bruder, der Jura studiert. Ich fühle mich auch manchmal sehr einsam und doch bin ich jetzt froh, das alles auf mich genommen zu haben. Ich bin dankbar, dass ich hier sein darf und die Chance bekomme, etwas zu lernen. Bisher habe ich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht und die Leute sind auch alle sehr freundlich hier in Berlin. Sehr positiv empfinde ich die Freundlichkeit und Pünktlichkeit. Negativ war für mich die Hundehaltung im Haus und vor allem so viele Hunde hier in der Stadt. Aber heute habe ich keine Probleme mehr damit.