Ich kam als Elfjährige 1984 nach Deutschland. Mein Vater war etwa zwei Jahre zuvor über Frankreich nach Bonn geflüchtet. Meine Heimat ist Rumänien.
Ich bin eine sogenannte „bucuresteanca“, sprich aus Bukarest.
Mein Vater ist wegen der autokratischen und autoritären Staatsführung von Nicolae Ceausescu – dem damaligen sozialistischen Diktator Rumäniens – aus dem Land geflohen. Nach langwierigen Verhandlungen durfte ich mit meinem älteren Bruder und meiner Mutter ausreisen, um wieder als Familie vereint zu sein. Die neue Umgebung war zwar schön, dennoch habe ich meine Großmutter vermisst und nicht verstanden, warum wir sie nicht sehen konnten. Mit der deutschen Sprache hatte ich keine besonderen Probleme, da ich schon in Rumänien Deutsch gelernt hatte. Einer meiner Großväter hatte deutsche Wurzeln, daher habe ich in Bukarest eine Deutsch-Rumänische Schule besuchen können. Somit waren die Schwierigkeiten bei mir nicht so groß und mit elf Jahren war ich noch jung genug, um meine Sprachkenntnisse zu perfektionieren. Ich vermisse das kontinentale Klima Rumäniens. Ich fühle mich hier in Deutschland genauso wohl wie in Rumänien. Solange in Rumänien Ceausescu an der Macht blieb, hatten meine Eltern, mein Bruder und ich kein Interesse daran, nach Rumänien zurückzukehren. Das vordergründige Ziel war, dem repressiven Unrechtsregime zu entkommen und eine universitäre Bildung abzuschließen. Dies ist insofern eingetreten, als ich Politikwissenschaften studieren konnte.
Andererseits bin ich mit dem neoliberalen und neomilitaristischen Tendenzen in Deutschland nicht zufrieden. Mittlerweile bin ich verheiratet. Mein Ehemann ist Deutscher; ich und meine Kinder sind hierzulande gut integriert.
Als typisch deutsch empfinde ich die Technikaffinität, ebenso die überdurchschnittliche Tierliebe und ein ebensolches Umweltbewusstsein. Freundschaften bauen sich in Deutschland langsamer auf, dafür erweisen sie sich als haltbarer.